Staatliches Gymnasium Holzkirchen
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Was erwartet dich im Fach Geschichte am Staatlichen Gymnasium Holzkirchen?

Geschichte umgab für lange Zeit der Nimbus eines Lernfaches, „spannend“ war für viele Schülerinnen und Schüler mit Sicherheit nicht das Wort der Wahl, „staubtrocken“ eher. Dies hing wohl auch damit zusammen, dass sich das Fach über Jahrzehnte begnügte, gelistetes Wissen, sogenannte Fakten zu vermitteln, die aus dem Kopf des Lehrers mehr oder weniger erfolgreich in den Kopf der Schüler zu übertragen waren. Selbstverständlich hat sich die moderne Fachdidaktik nicht erst in den letzten Jahren sowohl inhaltlich als auch methodisch weiter entwickelt, aber Vorurteile sind hartnäckig. Wir Geschichtslehrer können mehr als ein Lied davon singen.

In einer Zeit, in der das Beschaffen von Fakten und Daten weit weniger Probleme bereitet als früher, in der Informationen fast schon omnipräsent sind, in der aber in weit größerem Ausmaß der kritische Nutzer gefragt ist, Spreu von Weizen, auch Lüge von Wahrheit zu trennen, wollen wir in Geschichte an unserer Schule dazu beitragen, kritisch zu werden. Wir wollen die Horizonte unserer Schülerinnen und Schüler erweitern. Reisen bildet, heißt es, nach unserer Überzeugung gilt dies nicht nur in geographischer Dimension, sondern auch in zeitlicher. Einfacher formuliert nehmen wir unsere Schülerinnen und Schüler mit auf eine Zeitreise, auf der sie staunen sollen, staunen über Bekanntes wie Fremdes. Sie sollen erkennen, wie die immer gleichen Probleme menschlichen Zusammenlebens früher geregelt wurden, welche Strategien Erfolge wie Schreckliches zeitigten, und lernen. Freilich, es heißt auch, aus Geschichte könne man nicht lernen, und selbstverständlich gleichen sich Situationen, in denen Menschen handeln, nie ganz. Aus diesem Grunde aber wegzusehen wäre eine unglaubliche Vergeudung von Möglichkeiten. Wir sind uns sicher: Wie eine Urlaubsreise auch kann unsere Zeitreise Anstrengung bedeuten, manches Mal Überwindung und Mut, sie wird immer Einsatz fordern und letztlich eine Leistung sein. Aber, sie wird auch Freude bereiten, sie kann unglaublich spannend sein und uns bereichern.
 

In der 6. Jahrgangsstufe lernen die Schülerinnen und Schüler ihr „Handwerkszeug“ im Fach Geschichte für die kommenden Jahre. D.h. sie lernen den Umgang mit verschiedenen Arten von Quellen, die Auswertung von Darstellungstexten oder auch den Umgang mit Geschichtskarten.

Inhaltlich geschieht dies anhand der Steinzeit, des alten Ägypten, der griechischen und römischen Antike sowie des Frühmittelalters.
In der Steinzeit steht dabei das Leben in Alt- und Jungsteinzeit sowie die Neolithische Revolution im Mittelpunkt. Im Themenkomplex des alten Ägypten werden unter anderem der Nil als Lebensader, das Herrschaftssystem Ägyptens sowie die Architektur behandelt. Im Bereich der griechischen Antike geht es unter anderem um die Entwicklung der Poleis, die attische Demokratie und die Perserkriege. Aus der römischen Antike lernen die Schülerinnen und Schüler unter anderem die römische Republik, die Punischen Kriege, die Kaiserzeit sowie die Ausbreitung des Christentums kennen. Das Frühmittelalter wird anhand des Übergangs von der Antike zum Mittelalter, der Entstehung des Islams und der Gründung des Merowingerreichs erarbeitet.

Ein weiterer Aspekt, der in der 6. Jahrgangsstufe eine Rolle spielt, ist der biografische Ansatz. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei beispielhaft Personen kennen, die für ihre jeweilige Epoche besonders wichtig waren. Der Lehrplan schlägt dazu die Pharaonin Hatschepsut, den griechischen Staatsmann Themistokles sowie Alexander den Großen vor.

In der 7.Jahrgangsstufe beginnt die Schrittweite auf unserer Reise kleiner zu werden, unser Blick auf unser Geschehen damit genauer. Die Fragen, die uns im Unterricht begegnen, sind die, die uns auch heute noch beschäftigen, zumindest uns Erwachsene. Die Schülerinnen und Schüler hier mitzunehmen ist eine Herausforderung. Wie organisierten die Menschen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ihren Staat, ihr Leben, an welchen Werten orientierten sie sich bei ihren Entscheidungen, welche Folgen hatten diese? Wie gingen sie mit Minderheiten um? Die Frage: „Wie machen wir das heute?“  schwingt dabei immer mit, auch: „Machen wir das nicht nur anders, sondern besser?“ So unangemessen der Begriff „besser“ geschichtswissenschaftlich auch mit Recht erscheint, im Unterricht ist er nötig und hilfreich. Auch wird in G9 der Blick in den Orient unternommen und China mit Europa im Hinblick auf Stadtentwicklung, Seefahrt und Buchproduktion verglichen.

Das harte und in allem im Vergleich zu unserer heutigen Lebenswelt so andere Leben der mittelalterlichen Bauern ist ein Verharren wert und einen längeren Blick, Sozialgeschichte, Geschichte des Kleinen Mannes, lange im Unterricht verpönt. Die sogenannte Entdeckung Amerikas ist Thema, und Thema als Thema der Rezeptionsgeschichte. Einfacher: Wer schreibt Geschichte? Und warum? Und warum so, wie er es schreibt? Zuletzt der Absolutismus in Theorie und Praxis, eine erste, echte Konfrontation mit politischen Theorien und deren Folgen.

Die 8. Jahrgangsstufe steht ganz unter dem Zeichen gravierender Umbrüche. Das Zeitalter der Revolutionen im sogenannten „langen 19. Jahrhundert“, welches nach Hobsbawm 1789 beginnt und erst 1914 endet, rückt dabei in den Fokus. Wir beginnen in unserem Nachbarland mit der Französischen Revolution, die das politische und gesellschaftliche Miteinander in ganz Europa völlig umkrempeln wird. Aber auch in Deutschland wird es im Laufe des Schuljahres bzw. des 19. Jahrhunderts mehrmals ordentlich politisch krachen. Schließlich muss noch die wirtschaftliche Revolution, ausgelöst durch die Industrialisierung, näher betrachtet werden, hat sie doch bis heute Einfluss auf unsere globale Gesellschaft und zeigt gerade in jüngster Zeit nicht nur all ihre Annehmlichkeiten, sondern auch die Schattenseiten. Überhaupt wirft das vorletzte Jahrhundert zahlreiche große Fragen auf – nationale, liberale und soziale – die nach wie vor aktuell sind. Auch die Wurzeln des Imperialismus, dessen Folgen ebenfalls bis heute noch in den sogenannten Entwicklungsländern schmerzlich spürbar sind, liegen in dieser Zeit.

Begann das lange 19. Jahrhundert mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, so endet es wie auch der Stoff der 8. Klasse mit der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Kennan), in der die Menschlichkeit mit den Füßen getreten wurde: Es kommt zum Ersten Weltkrieg, der sich gravierend auf den Verlauf des letzten Jahrhunderts auswirkt. Die konkreten Folgen sind dann allerdings erst Thema der 9. Klasse.

Nachdem die Schülerinnen und Schülern am Ende der 8. Jahrgangsstufe sich mit dem Grauen des Ersten Weltkrieges beschäftigen, steigen sie nun mit der Geburtsstunde der ersten Demokratie auf deutschem Boden, ein Meilenstein in der deutschen Verfassungsgeschichte, ein. Die Weimarer Republik muss sich in den Anfangsjahren vielen Krisen, wie dem Hitlerputsch 1923, stellen. Mitte der 20er-Jahre scheint sich die politische Lage allerdings zu stabilisieren und die sogenannten „Goldenen Zwanziger“ beginnen. Diese Jahre sind geprägt von gesellschaftlichem Aufbruch und kultureller Blüte. Berlin wird zu einer Weltstadt. Doch die Wehrhaftigkeit der ersten deutschen Demokratie wird durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 und unüberwundene politische Gegensätze sowie das Erstarken der radikalen Rechten auf eine harte Probe gestellt und muss ich am Ende geschlagen geben. Aus heutiger Sicht stellen sich immer wieder die Fragen, warum das „deutsche Volk“ so leichtsinnig in die Diktatur und letztendlich in den Zweiten Weltkrieg steuerte. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten beginnt das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte, das bis heute die deutsche Identität prägt. Die Unmenschlichkeit des totalitären Regimes steht hierbei stets im Vordergrund, was durch einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau vertieft werden soll. Schließlich endet der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation und der Teilung Deutschlands.

„Der große Graben“ – so der Titel eines Asterix-Bandes – erinnert an die Trennung der Welt im Kalten Krieg. Er teilte die Welt in drei Lager: in den Westen unter der Führung der Vereinigte Staaten von Amerika, in den Osten unter der Führung der Sowjetunion und in die blockfreien Staaten, die zum Austragungsort der Stellvertreterkriege wurden. Unvereinbar waren die unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Systeme der beiden Blöcke. Im geteilten Deutschland war der Kalte Krieg vor allem an der willkürlich gezogenen Grenze und besonders in Berlin zu spüren. Hier konnten die Menschen direkt wahrnehmen, wie das Verhältnis zwischen den Weltmächten gerade war. In der 10. Jahrgangsstufe beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit diesem „großen Graben“: den globalen und spezifisch deutsch-deutschen Entwicklungen sowie den  weltpolitischen Veränderungen seit seiner Überwindung im Jahre 1990. Sie erfahren, dass sich die nach 1945 entstandene bipolare Weltordnung wandelte und sich auch auf die deutsche Frage auswirkte. Neben dramatischen Höhepunkten wie der Kubakrise und dem Schrecken  der sog. Stellvertreterkriege, wie z.B. in Vietnam, lernen die Schülerinnen und Schüler auch Aspekte der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in der Bundesrepublik (68er-Bewegung, Terrorismus, Reformen der sozial-liberalen Koalition) kennen und gewinnen Einblicke in Staat und Gesellschaft in der SED-Diktatur  (Formen staatlicher Indoktrination und Lenkung, Lebensalltag und wirtschaftliche Entwicklung). Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit den multikausalen Voraussetzungen und Ursachen, die seit 1989 in nationaler Perspektive zur Wiederherstellung der deutschen Einheit führten und in europäischer und globaler Perspektive als wesentlicher Markstein der europäischen Integration bzw. als Epochenzäsur gelten. Sie nutzen diese Erkenntnisse schließlich, um sich mit der weiteren Entwicklung Europas und den Tendenzen einer neuen Weltordnung zu beschäftigen und suchen nach Erklärungen für den neuen „großen Graben“, das Spannungsverhältnis der Kulturen in einer globalisierten Welt.

Der Geschichtsunterricht der 11. Und 12. Jahrgangsstufe steht in seiner Gesamtkonzeption unter dem Vorzeichen des bayerischen Zentralabiturs. Dementsprechend wird der chronologische Zugang der Jahrgangsstufen 6 bis 10 nicht mehr weitergeführt, sondern im Sinn einer vertieften historischen Bildung umgesetzt: Ausgewählte Themenfelder werden in Form von Längs- und Querschnitten intensiv und aus verschiedenen Perspektiven heraus untersucht und analysiert. Damit lernen die Schülerinnen und Schüler typische Verfahren der Forschung kennen und  üben sich in deren Anwendung im Umgang mit anspruchsvollen Quellen und Darstellungen. Durch die enge Kooperation mit dem Fach Sozialkunde gelingt es den Schülerinnen und Schülern, die Auswirkungen historischer Prozesse auf die Gegenwart zu verstehen und so ihre historisch-politische Bildung zu vertiefen.

Thematisch beschäftigt sich der Geschichtsunterricht der Oberstufe mit dem Leben in der Ständegesellschaft des 15. – 18. Jahrhunderts und der entstehenden Industriegesellschaft (Semester 11/1), dem Gegensatz zwischen Demokratie und Diktatur der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts (Semester 11/2), den Wurzeln europäischer Denkhaltungen und den Grundlagen moderner politischer Ordnungsformen in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit (Semester 12/1) sowie den Konfliktregionen und Akteuren internationaler Politik in historischer Perspektive (Semester 12/2).

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